Zahlen und Fakten

Zahlen und Fakten
Gemeindeporträt

Datei herunterladen: PDFStatistische Daten Anthering
 

Chronik

Die Gemeinde Anthering liegt im nördlichen Teil des Salzburger Beckens am Rande des Hügellandes zwischen dem Haunsberg und dem Hochgitzen. Im Westen des Gemeindegebietes bildet der Salzachfluss, umgeben von einer ausgedehnten Aulandschaft, die Staatsgrenze zwischen Österreich und Deutschland. Der Ort liegt auf 422 m Seehöhe. Die Gründung Antherings erfolgte zur Zeit der bajuwarischen Landnahme im 6. Jahrhundert. Der Dorfälteste "Antari" lässt sich mit seiner Sippe hier nieder, es entsteht das Dorf "Anthering". Die Ortsnamen mit der Endung auf "-ing " kennzeichnen die erste bajuwarische Landnahme und decken sich meist mit den Siedlungsinseln der späten Römerzeit im Salzach - Saalach - Sur Gebiet. RÖMERFUNDE in Anthering zeigen, dass dieses Gebiet bereits in der Römerzeit - etwa 14 v.Chr. bis 500 n.Chr. - besiedelt war. Römische Landhäuser standen in Schmieding (Gollacken) und in Schönberg.

Wappen

In rotem Schild aufwärtsgekreuzt ein goldener und ein silbener Schlüssel über einem aufgetragenden steinernen Schrannentisch. Während Ort und Kirche 788 in den "Breves Notitiae" genannt werden, lässt sich das Landgericht Anthering erst 1336 nachweisen. In diesem Jahre kaufte es Erzbischof Friedrich III. von Leibnitz von den Herren in Bergheim; es wurde bis zur Vereinigung mit dem Stadtgericht Laufen im Jahre 1476 von erzbischöflichen Beamten verwaltet. Die Fürstpropostei Berchtesgaden war reich mit Gütern bedacht worden und hatte ihren Besitz im Amte Schönberg vereinigt. So sollen der Schrannentisch zum Landgericht und die Schlüssel zu Berchtesgaden eine Beziehung herstellen. Die Gemeinde hat das verliehene Wappen im Siegel zu führen.

Kirche

Schon vor der ersten Nennung des Namens Anthering im Arnonischen Güterverzeichnis (788) stand an der Stelle, wo sich heute die Kirche befindet, ein hölzernes Kirchlein, wie die Pfostengruben und die dazugehörigen Keilsteine auf der ehemaligen Römersiedlung beweisen. Einige Gräber im Inneren der Kirche, darunter auch ein Steinkistengrab eines Kindes, gehören ebenfalls in den Zeitabschnitt des 8. Jh.s. Etwa um 800 (Zeit Karls des Großen) errichteten unsere Vorfahren die zweite Kirche, ein bereits aus Steinen gemauertes Bauwerk. Dieses karolingische Gotteshaus stand ungefähr 400 Jahre, bis es um 1200 durch einen Neubau im romanischen Stil ersetzt wurde. Vermutlich in der zweiten Hälfte des 13. Jh.s baute man an der Westseite des Kirchenschiffs einen Turm. Die heutige Kirche, aus der gotischen Bauperiode, ist um ca. 1450 von Grund auf neu erbaut worden und ist nicht, wie man bisher glaubte, ein Erweiterungsbau des romanischen Gotteshauses. Vom Vorgängerbau blieb nur der romanische Turm stehen, dieser wurde aber erhöht und mit einem achteckigen spitzen Turmhelm gekrönt.

Maunzteufel

Der Maunzteufel vom Haunsberg

Im Jahr 1532 wurde am Antheringer Haunsberg, und zwar im sogenannten "Maunzgraben", ein Untier von den Leuten gesehen. Die Menschen kamen fast nie in die Nähe dieses beinahe menschenähnlichen Wesens. So wurde eine große Fallgrube ausgeschaufelt, in der das "Tier" dann auch gefangen wurde. Es hatte Füße mit Hufen, einen Schwanz wie ein Löwe, die Mähne eines Pferdes, aber ein Gesicht wie ein Mensch. Ein Vollbart und ein Hahnenkamm auf dem Kopf vervollständigten dieses sonderliche Wesen. Es sah eher wie ein Teufel aus, darum nannten es die Leute "Maunzteufel". Da dieses Geschöpf jede Nahrung verweigerte und auch sehr menschenscheu war, verendete es bald darauf.

Ein in Stein gehauenes Abbild des Maunzteufels, welches in Hellbrunn bei Salzburg aufgestellt ist, soll die Wahrheit bezeugen, dass es dieses "Tier" gegeben hat.

Soweit die Überlieferung, die nun, im dritten Jahrtausend eine Korrektur erfährt: Irgendwann in den Zwanzigerjahren des 16. Jahrhunderts tauchte am Haunsberg - den man sich in der damaligen Zeit durchaus noch als ein in vielen Bereichen nur schwer zugängliches Urwaldgebiet vorstellen muss - ein seltsames Wesen auf, das von der Bevölkerung offensichtlich auf Grund seines häufigen Aufenthaltes im Bereich des Maunzgrabens als "Maunzteufel" bezeichnet wurde. Er wurde beschrieben mit gelblicher Hautfarbe, einem Hahnenkamm auf dem Kopf, einem bärtigen Menschengesicht, mit Krallen an den Extremitäten, sowie einem kurzen, behaarten Schweif. Nach dieser Beschreibung ist der Schluss zulässig, dass es sich bei diesem armen Geschöpf um einen Menschen mit starken körperlichen Behinderungen gehandelt haben muss, der sich entweder von selbst in die wilden Haunsbergwälder zurückzog oder aber im menschlichen Verband nicht geduldet, das heißt, ausgesetzt worden war. Im Jahr 1531 gelangte die Kunde von diesem "Fabelwesen" an den fürsterzbischöflichen Hof zu Salzburg. Vom damals regierenden Fürsterzbischof Kardinal Matthäus Lang wurde sodann der Auftrag gegeben, dieses Wesen einzufangen. Es wurde offensichtlich in einem Käfig über Anthering nach Salzburg transportiert und dort zur öffentlichen Besichtigung ausgestellt. Der "Maunzteufel" verhielt sich jedoch ausgesprochen scheu, verweigerte in der Gefangenschaft jegliche Nahrungsaufnahme und starb wenig später. Was mit seinen sterblichen Überresten geschah, ist uns nicht überliefert - er dürfte irgendwo im Nahbereich von Hellbrunn verscharrt worden sein.

Vielen Bewohnern nicht bekannt ist die Tatsache, dass neben der steinernen Skulptur, welche im Schloßgarten von Hellbrunn ein Abbild des "Maunzteufels" darstellt, eine zweite ebensolche im Park des Schloßes Klessheim aufgestellt war. Diese zweite Skulptur ist nun seit 1.7.2001 nach Anthering (in einer Nische der Friedhofsmauer), der Heimatgemeinde des Maunzteufels, als Dauerleihgabe des Landes Salzburg, zurückgebracht worden.

Die Gesichtszüge des Maunzteufels spiegeln das Bild eines traurigen, gleichgültig wirkenden und seinem Schicksal ergebenen Menschen in Gefangenheit wider. Es ist nun Aufgabe der Gemeinde Anthering als nunmehrige Besitzerin dieser Skulptur, einen Aufstellungsort festzulegen, der dem Schicksal dieses menschlichen Wesens - das mit dem Teufel nichts gemein hat - gerecht wird und ihm, wenngleich nur mehr in Stein, jenen Stellenwert zuzumessen, den ihm die menschliche Gesellschaft vor 470 Jahren verwehrt hat.

(Text Salzburger Bildungswerk / Anthering)